Klassische Leichtigkeit
Davon hatte bereits Beethovens Klavierkonzert Nr. 4 profitiert: Mit Martin Helmchen als Solist gab es eine Interpretation zu hören, die an Verspieltheit und Leuchtkraft, Innerlichkeit und kristalliner Durchsichtigkeit ihresgleichen suchen dürfte. Dabei wählte Helmchen einen mehr von klassischer Leichtigkeit geprägten Ton, wiewohl sich der zweite Satz in einem so fesselnden Dialog verdichten durfte, dass die Zeit stillzustehen schien. Ein Kleinod – gefolgt von einem Rondo, dessen anfängliche Tempowahl alle Möglichkeiten zu überschwänglicher Entwicklung offen ließ.
Kissinger Sommer: Als stünde die Zeit still
Allein der Zugabenteil wäre die Anreise zur „Russischen Klaviersoiree“ mit der Russischen Nationalphilharmonie beim Kissinger Sommer Wert gewesen: Was Dirigent Vladimir Spivakov an musikalischem Feuerwerk auf die Bühne zauberte, geriet zur betörenden Demonstration an Farbenreichtum, brodelnder Leidenschaft, prickelnder Duftigkeit und Spannung. Sibelius' „Valse triste“ bebte und schillerte, Tschaikowskys Dornröschen-Walzer wirbelte verspielt, und Aram Chatschaturijans Walzer aus „Maskerade“ explodierte nahezu vor aufgestauter Energie und Lust.
Das Publikum leitete seine Begeisterung in Beifallsstürme, denen sich sogar die Orchestermitglieder anschlossen: Vladimir Spivakov hatte seine Musiker absolut in der Hand, präsentierte mit wohlgewählter Gestik einen makellosen Klangkörper wie aus einem Guss, abgestimmt bis in die feinste Nuance und federnd musizierend bis in die letzte Faser.